Interview with earshot.at, 2022 (german)
published September, 21st 2022
Hi Arkadius, hi Sascha, Gratulation zu eurem neuen Album! Ich finde, ihr habt hier das bisher stärkste und durchschlagskräftigste Album veröffentlicht. Wie fühlt ihr euch jetzt kurz vor Release von „Drawn Into Madness“?
Sascha: Oh, vielen Dank für’s Lob! Die Warterei bis zum Release nervt immer sehr, aber ohne Scheiß, wir hören das Album seit Monaten fast täglich selbst immer wieder durch und werden davon nicht müde. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffen, dass es auch da draußen bei den Fans und vielleicht neuen Hörern gut ankommt.
Ich hatte schon die Befürchtung, dass sich die Band aufgelöst hat, da es seit „Emma Green“, das ja schon über vier Jahre alt ist, recht ruhig geworden ist. Was war los und warum hat es so lange gedauert?
Sascha: Familien, Jobs, Studium, andere Projekte. Arkadius und ich haben aber während der ganzen Zeit auch an diversen anderen Projekten zusammengearbeitet. Für Suidakra, Dragonbreed oder Call Of Fartage z.B. Letzteres ist ein spontan entstandenes Hip-Hop-lastiges “Spaßprojekt”, wo wir uns ausgetobt und 14 Songs selbst veröffentlicht haben. Auch eine tolle Erfahrung und ein Zugewinn in unserer Zusammenarbeit.
Ihr erscheint nun nur noch als Duo, warum?
Sascha: Nachdem Arkadius und ich erste Ideen gesammelt und eine Zusage vom Label (MDD Records) für die Veröffentlichung eines weiteren FOC-Albums hatten, haben wir mit Martin über die Voraussetzungen und Möglichkeiten gesprochen. Wir sind mit unseren Vorstellungen für die Produktion und Timeline aber nicht überein gekommen. Wir haben dann zusammen entschieden, dass Arkadius und ich das Ding allein durchziehen, weil uns beiden FOC am Herzen liegt und wir das Album unbedingt zeitnah rausbringen wollten, auch um MDD nach der Zusage nicht zu enttäuschen.
Habt ihr aber noch eine Live-Band in der Hinterhand oder ist dahingehend zumindest etwas geplant?
Sascha: Wir haben Freunde der Band, die definitiv für Live-Auftritte bereit stünden. Allerdings ist aktuell nichts geplant, auch nicht in Deutschland. Wir haben uns jetzt erstmal auf den Release konzentriert.
Ich höre einige großartige Bands aus eurem Sound heraus. Habt ihr bewusste oder unterbewusste Einflüsse, die ihr zu eurem eigenen Stil verschmelzt?
Sascha: Ja klar, ich glaub von musikalischen Einflüssen kann sich keine Band freisprechen, warum auch? Das ist im besten Fall Inspiration. Künstler, die wir gern hören, kommen nicht nur aus dem Metal-Bereich, das ist sehr unterschiedlich und breit gefächert und macht sich bestimmt auch beim Komponieren bemerkbar. Aber nicht so, dass wir uns vornehmen, wie Band X oder Y zu klingen, weil die gerade erfolgreich sind. Der typische FOC-Style und Sound, wenn es ihn denn überhaupt gibt, kommt so aus uns heraus, glaube ich. Wenn sich eine Idee nicht nach FOC anfühlt, dann wird sie verworfen oder so lang dran gearbeitet, bis es für uns passt. Ich finde schon, dass sich das entwickelt hat und auf DRAWN INTO MADNESS im Gesamtbild durchaus gereifter und runder klingt als bei den ersten drei Alben.
Was war damals eigentlich die initiale Idee zur Gründung von FALL OF CARTHAGE und wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Sascha: Dazu muss Arkadius was sagen, Der unaussprechliche Name stand schon, als ich dazu kam. :D
Arkadius: Ich habe damals einige Songs geschrieben, die überhaupt nicht zu SuidAkrA gepasst haben. Es war nicht geplant, fühlte sich beim Schreiben einfach richtig an. Also habe ich beschlossen, das Ganze als Projekt zu starten. Da kam mir auch die Idee mit dem “Fall von Karthago” als Bandnamen. Ich fand die Idee, dass alle großen Reiche, die zerbrechen, Platz für etwas Neues schaffen. So war es geschichtlich immer und das lässt sich auch auf andere Dinge im Leben übertragen. Davon ausgehend ist der Phönix als Bandsymbol von Sascha entworfen worden.
An Arkadius: Wenn du die Arbeit mit SUIDAKRA vergleichst, wo sind für die da die Unterschiede? Ich finde, es wirkt alles etwas befreiter und ungezwungener bei FALL OF CARTHAGE…
Arkadius: Du hast Recht, das ist es tatsächlich. Es liegt daran, dass wir bei FOC keinen konzeptionellen, lyrischen Plan als Vorgabe für die Kompositionen haben. Das macht zwar jede Menge Spaß bei Suidakra, ist aber ein völlig anderer musikalischer und songwriterischer Ansatz. Hier geht es darum, die Gitarre in die Hand zu nehmen und Riffs zu schreiben, die geil klingen, ohne dabei zu überlegen, ob das zum Konzept passt oder nicht.
Was wollt ihr mit dem Titel „Drawn Into Madness“ und dem dazugehörigen Artwork ausdrücken?
Sascha: Der Albumtitel ist, wie ein paar Textstellen in den Songs, eine Anlehnung an Shakespeares Hamlet (Act I, Scene IV). Außerdem soll das “Drawn” ein Wortspiel wegen des gemalten Artworks sein. Kirsten Schüßler, eine enge Freundin der Band, hat eigens für dieses Album supergeile, abstrakte Werke gezaubert.
Gibt es dieses Mal wieder bestimmte Einflüsse oder gar ein Konzept für die Texte?
Sascha: Hahaha, es gibt immer Konzepte für die Texte. Nur bei FOC, nicht wie bei anderen Bands, so dass sich ein Konzept oder eine einzelne Story durch das ganze Album zieht. Bei meinen Texten spielen eigentlich immer eigene Erfahrungen und Emotionen eine tragende Rolle. Ich nutze gern Metaphern, Bilder und versuche viel Interpretationsspielraum zu lassen, damit sich die Hörer selbst wiederfinden können, wenn sie wollen und auf die Texte achten. Auf dem Album geht’s um Verluste, Sehnsüchte, Ängste, Depressionen, Enttäuschungen aber auch um weltpolitische Dinge, wie die Pandemie oder den Krieg in der Ukraine.
Der Titel DRAWN INTO MADNESS umklammert die Themen aber schon recht gut, in meinen Augen, weil tatsächlich alle einen in den Wahnsinn treiben könnten.
Wie waren die Video-Aufnahmen zu „Sesame Seeds“ bzw. was war die Idee dahinter. Sieht aus, als hättet ihr dabei echt Spaß gehabt.
Sascha: Das war sensationell. Die Zusammenarbeit mit Micha und auch David, mit denen wir schon einige Videos gemacht haben, ist immer super inspirierend. Micha (Ciesla) hatte die Idee als Hommage an die guten alten 90er ein Video mit einer echten alten VHS-Cam und nem Fischauge zu filmen und wir haben sofort zugesagt. Er weiß, dass er solche Sachen mit uns machen kann, wir sind offen für solche Spinnereien. Wir haben an einem Samstag im Sommer an der Kölner Südbrücke gefilmt, während hunderte von Menschen an uns vorbeigingen und teilweise doof geguckt oder auch mal geklatscht haben. Das ganze “Acting” ist improvisiert und spontan vor Ort entstanden. Der kurze Outtakes-Clip zeigt noch etwas mehr, wie viel Spaß wir beim Dreh hatten.
Worum geht es in dem Track?
Sascha: In SESAME SEEDS geht es um Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, die einen nicht loslassen, an einem knabbern, wie andere an Sesamkörnern. Knabbert man an denen eigentlich? Anyway, der Titel entstand in meinem Kopf spontan, nachdem ich vor der Haustür einige Jugendliche sah, die massenweise Sonnenblumenkerne auf den Boden spuckten. Ich mag das englische Wort und die Aussprache von “Sesame” (sunflower seeds klingt zu schön für den Song), …hat auch was von “open sesame” (Sesam, öffne dich) und hier geht’s um Wandel, Aufbruch in bessere Zeiten, sich mal locker machen, nicht zu viel rumgrübeln und verzetteln. Vieles von den Textzeilen ist allerdings wirklich an den Haaren herbeigezogen und dient dem Reim und der Phrasierung oder der Alliterationen (sesame seeds, couldn't care,...) . Eigentlich müsste es heißen “i SHOULD care less”. “I coudn’t care less” ist hier ironisch gemeint, wer mich kennt weiß, dass ich mir idR. mehr Sorgen und Gedanken mache als nötig.
Nochmal an Arkadius: Was steht als nächstes an – SUIDKRA, REALMS OF ODORIC, DRAGONBREED oder gar etwas ganz anderes bzw. Neues?
Arkadius: Puh, schwer zu sagen. Als nächstes steht meine Master Thesis an, bis dahin werde ich musikalisches zeitlich nicht hinbekommen. Aber ich denke SuidAkrA, Realms Of Odoric und Dragonbreed wäre gleichzeitig an der Reihe hahaha. Mal schauen…
Apropos: Willst du zum DRAGONBREED Debüt noch ein paar Worte loswerden, wie das Ganze entstanden ist bzw. die Idee dahinter?
Arkadius: Mich überkam ein Gefühl der Nostalgie. Ich musste an all die geilen Platten denken, die in den 90ern veröffentlicht wurden und besonders im Melodic Death Metal Bereich gab es da einige Meilensteine. So habe ich beschlossen, ein Album aufzunehmen, dass diese Richtung würdigt und vielleicht etwas von dem Spirit einfängt. Die Mitglieder kamen nach und nach, teilweise zufällig ins Spiel.
Und whats next for FOC?
Sascha: Wir können uns gut vorstellen, direkt kommendes Jahr an neuem Material zu arbeiten. Haben wir nach Fertigstellung von DRAWN INTO MADNESS schon häufiger drüber gesprochen. Das hängt davon ab, wie die eingangs erwähnten Umstände es zulassen. Bock haben wir auf jeden Fall.
Ich danke für eure Zeit und freue mich auf hoffentlich bald stattfindende Live-Taten von euch! Möchtet ihr noch etwas loswerden?
Sascha: Vielen Dank für das Interview und die auf uns und das neue Album zugeschnittenen Fragen, das ist nicht selbstverständlich. Wir freuen uns, dass wir mit unserer Musik auch Menschen in Österreich erreichen und hoffen, dass euch das Album gefällt. Lasst uns das gern über Social Media oder sonstige Wege wissen.
Interview with earshot.at, 2022 (english translation)
Hi Arkadius, hi Sascha, congratulations on your new album! I think you have released the strongest and most powerful album so far. How do you feel now just before the release of "Drawn Into Madness"?
Sascha: Oh, thanks a lot for the praise! The waiting until the release always sucks a lot, but no shit, we've been listening to the album ourselves over and over again almost every day for months and we don't get tired of it. We are very happy with the result and hope that it will be well received by the fans and maybe new listeners out there.
I was already afraid that the band had broken up, since it has become quite quiet since "Emma Green", which is already over four years old. What was going on and why did it take so long?
Sascha: Families, jobs, studies, other projects. But Arkadius and I also worked together on various other projects during the whole time. For Suidakra, Dragonbreed or Call Of Fartage, for example. The latter is a spontaneously created hip-hop-heavy "fun project" where we let off steam and self-released 14 songs. Also a great experience and a gain in our collaboration.
You now only appear as a duo, why?
Sascha: After Arkadius and I had collected first ideas and had a promise from the label (MDD Records) for the release of another FOC album, we talked with Martin about the requirements and possibilities. However, we did not agree with our ideas for the production and timeline. We then decided together that Arkadius and I would do the thing alone, because FOC is close to both of our hearts and we definitely wanted to get the album out promptly, also in order not to disappoint MDD after the acceptance.
But do you still have a live band up your sleeve or is there at least something planned in that respect?
Sascha: We have friends in the band who would definitely be available for live performances. However, nothing is currently planned, not even in Germany. We have concentrated on the release for now.
I hear some great bands from your sound. Do you have conscious or subconscious influences that you fuse into your own style?
Sascha: Yes of course, I think no band can absolve itself of musical influences, why should it? That is in the best case inspiration. Artists we like to listen to don't only come from the metal area, that's very different and wide-ranging and definitely makes itself felt when composing. But not in a way that we try to sound like band X or Y because they are successful at the moment. The typical FOC style and sound, if there is one at all, comes out of us that way, I think. If an idea doesn't feel like FOC, then it gets discarded or we work on it until it fits for us. I think that it has developed and sounds more mature and rounded on DRAWN INTO MADNESS than on the first three albums.
What was the initial idea to found FALL OF CARTHAGE and how did you come up with the name?
Sascha: Arkadius has to say something about that, The unpronounceable name was already there when I came to it. :D
Arkadius: I wrote some songs back then that didn't fit SuidAkrA at all. It wasn't planned, just felt right while writing. So I decided to start the whole thing as a project. That's also when I came up with the idea of the "Fall of Carthage" as the band name. I liked the idea that all great empires that break up make room for something new. That's the way it's always been historically and that can be applied to other things in life. From that, the phoenix as the band symbol was designed by Sascha.
To Arkadius: When you compare the work with SUIDAKRA, where are the differences for them? I think everything seems a bit more liberated and informal in FALL OF CARTHAGE...
Arkadius: You're right, it is indeed. It's because in FOC we don't have a conceptual, lyrical plan as a default for the compositions. That's a lot of fun with Suidakra, but it's a completely different musical and songwriting approach. Here it's all about picking up the guitar and writing riffs that sound awesome without thinking about whether or not it fits the concept.
What do you want to express with the title "Drawn Into Madness" and the accompanying artwork?
Sascha: The album title is, like a few lyrics in the songs, a reference to Shakespeare's Hamlet (Act I, Scene IV). Also, the "Drawn" is supposed to be a pun because of the painted artwork. Kirsten Schüßler, a close friend of the band, has conjured up super awesome abstract artwork especially for this album.
Are there any particular influences or even a concept for the lyrics again this time?
Sascha: Hahaha, there are always concepts for the lyrics. Only with FOC, not like with other bands, so that a concept or a single story runs through the whole album. Actually, my own experiences and emotions always play a supporting role in my lyrics. I like to use metaphors, images and try to leave a lot of room for interpretation so that the listeners can find themselves again if they want to and pay attention to the lyrics. The album is about losses, longings, fears, depressions, disappointments but also about world political things like the pandemic or the war in Ukraine.
But the title DRAWN INTO MADNESS already brackets the themes quite well, in my eyes, because indeed all of them could drive you mad.
How was the video shooting for "Sesame Seeds" or what was the idea behind it. It looks like you had a lot of fun doing it.
Sascha: That was sensational. The collaboration with Micha and also David, with whom we have already made some videos, is always super inspiring. Micha (Ciesla) had the idea to film a video with a real old VHS cam and a fisheye as a homage to the good old 90s and we agreed immediately. He knows that he can do such things with us, we are open for such craziness. We filmed on a Saturday in the summer at the Südbrücke in Cologne, while hundreds of people walked past us and sometimes looked stupid or even clapped. The whole "acting" was improvised and spontaneous on the spot. The short outtakes clip shows even more how much fun we had during the shoot.
What is the track about?
Sascha: SESAME SEEDS is about memories, thoughts, feelings that won't let you go, that nibble at you like others nibble at sesame seeds. Do you actually nibble on them? Anyway, the title came up spontaneously in my head after I saw some teenagers spitting masses of sunflower seeds on the ground in front of the front door. I like the English word and the pronunciation of "sesame" (sunflower seeds sounds too nice for the song), ...has also something of "open sesame" and here it's about change, departure into better times, loosen up, not to ponder too much and get bogged down. However, a lot of the lyrics are really far- fetched and serve the rhyme and phrasing or alliteration (sesame seeds, couldn't care,...) . Actually, it should be "i SHOULD care less". "I coudn't care less" is meant ironically here, who knows me knows that I usually worry and think more than necessary.
Again to Arkadius: What's next - SUIDKRA, REALMS OF ODORIC, DRAGONBREED or even something completely different or new?
Arkadius: Phew, hard to say. Next up is my Master's Thesis, so I won't be able to do anything musically until then. But I think SuidAkrA, Realms Of Odoric and Dragonbreed would be at the same time hahaha. Let's see...
Speaking of which: Do you want to say a few words about the DRAGONBREED debut, how the whole thing came about or the idea behind it?Arkadius: I was overcome by a feeling of nostalgia. I had to think about all the great records that were released in the 90s and especially in the melodic death metal genre there were some milestones. So I decided to record an album that honors that direction and maybe captures some of the spirit. The members came in little by little, partly by chance.
And whats next for FOC?
Sascha: We can well imagine to work directly next year on new material. We have already talked about it after the completion of DRAWN INTO MADNESS. It depends on how the aforementioned circumstances allow it. We are definitely up for it.
Thank you for your time and I look forward to hopefully seeing live acts from you soon! Anything else you want to say?
Sascha: Thank you very much for the interview and the questions tailored to us and the new album, that is not a matter of course. We are happy that we also reach people in Austria with our music and hope that you like the album. Feel free to let us know via social media or other ways.